Neue Bluthochdruck-Leitlinien: Was Betroffene wissen sollten

Neue Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie 2024: Erhöhter Blutdruck und verschärfte Therapieziele

Im August 2024 hat die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) auf dem Kardiologen-Kongress in London ihre neuen Leitlinien zur Behandlung von Bluthochdruck veröffentlicht. Diese aktualisierten Empfehlungen beinhalten wesentliche Änderungen, darunter eine neue Kategorie für „erhöhten Blutdruck“ sowie intensivere Behandlungsziele.

Neue Bluthochdruck-Leitlinien

Was ist neu?

Die ESC hat die Kategorie „erhöhter Blutdruck“ eingeführt, die für Werte von 120–139 mmHg systolisch und 70–89 mmHg diastolisch gilt. Diese Kategorie zielt darauf ab, Personen frühzeitig zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, bevor der Blutdruck den Schwellenwert für Bluthochdruck (140/90 mmHg) erreicht. Diese Änderung soll mehr Menschen helfen, durch frühzeitige Intervention schwere Folgeerkrankungen zu verhindern.

Für die Behandlung von Bluthochdruck wurde ein neues, ambitioniertes Ziel festgelegt: Die meisten Patienten sollten nun einen systolischen Blutdruck von 120–129 mmHg anstreben. Dies stellt eine Abkehr von den bisherigen Empfehlungen dar, die eine Zweistufenstrategie vorsahen – erst unter 140/90 mmHg, dann unter 130/80 mmHg. Diese neuen Werte basieren auf Studien, die gezeigt haben, dass intensivere Blutdrucksenkungen das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erheblich reduzieren können.

Verschärfte Therapieansätze

Die neuen Leitlinien empfehlen, bei Personen mit erhöhtem Blutdruck zunächst Lebensstiländerungen wie gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und die Reduktion von Stress zu verfolgen. Falls der Blutdruck nach drei Monaten immer noch erhöht bleibt und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hoch ist, sollten medikamentöse Therapien in Betracht gezogen werden.

Eine weitere Neuerung ist die Berücksichtigung von Nierenschäden: Für die Behandlung von resistentem Bluthochdruck wird erstmals die renale Denervation empfohlen, allerdings nur bei Patienten, deren Blutdruck durch eine Kombination von Medikamenten nicht ausreichend kontrolliert werden kann.

Natürliche Maßnahmen zur Blutdrucksenkung

Es gibt verschiedene natürliche Maßnahmen, um den Blutdruck zu senken, die oft in Kombination mit einem gesunden Lebensstil wirksam sind. Hier sind einige der wichtigsten natürlichen Ansätze:
  1. Salzreduktion: Eine salzarme Ernährung kann den Blutdruck erheblich senken. Der Verzehr von weniger als 5 Gramm Salz pro Tag wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen.
  2. Ernährung umstellen: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten ist, kann den Blutdruck positiv beeinflussen. Die sogenannte DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) ist eine weit verbreitete Empfehlung zur Blutdrucksenkung .
  3. Kaliumaufnahme erhöhen: Eine erhöhte Kaliumzufuhr hilft, die Auswirkungen von Natrium (Salz) auf den Blutdruck auszugleichen. Kaliumreiche Lebensmittel wie Bananen, Spinat, Avocados und Süßkartoffeln können hilfreich sein.
  4. Regelmäßige Bewegung: Moderate körperliche Aktivität wie Spazierengehen, Radfahren oder Schwimmen hilft, den Blutdruck zu senken und das Herz-Kreislauf-System zu stärken. Etwa 150 Minuten Bewegung pro Woche werden empfohlen​.
  5. Gewichtsreduktion: Übergewicht erhöht das Risiko für Bluthochdruck. Schon eine moderate Gewichtsabnahme kann den Blutdruck signifikant senken.
  6. Stressreduktion: Chronischer Stress kann den Blutdruck erhöhen. Techniken zur Stressbewältigung wie Yoga, Meditation und Atemübungen haben sich als wirksam erwiesen​.
  7. Alkoholkonsum einschränken: Der Konsum von Alkohol sollte auf ein Minimum reduziert werden. Übermäßiger Alkoholkonsum kann den Blutdruck steigern​.
  8. Nichtrauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße und kann den Blutdruck erhöhen. Der Verzicht auf das Rauchen ist eine der wirksamsten Maßnahmen zur Verbesserung der Herzgesundheit.
  9. Verzicht auf Koffein: Manche Menschen reagieren empfindlich auf Koffein, das den Blutdruck kurzfristig ansteigen lassen kann. Ein maßvoller Konsum wird empfohlen.
  10. Vermeidung von stark verarbeiteten Lebensmitteln: Diese enthalten oft hohe Mengen an Salz, Zucker und ungesunden Fetten, die den Blutdruck negativ beeinflussen können.

Die Kombination dieser Maßnahmen kann nicht nur den Blutdruck senken, sondern auch die allgemeine Gesundheit fördern und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern.

Fazit

Die ESC-Leitlinien 2024 markieren einen bedeutenden Wandel in der Behandlung von Bluthochdruck. Mit der Einführung der Kategorie „erhöhter Blutdruck“ und strengeren Therapiezielen wird eine frühzeitige Intervention gefördert, um langfristig Herzinfarkte und Schlaganfälle zu verhindern. Gleichzeitig bleibt die individuelle Anpassung der Therapie entscheidend, insbesondere bei älteren oder gebrechlichen Patienten.

Diese neuen Empfehlungen bieten Patienten und Ärzten eine klarere Handlungsanweisung und verdeutlichen die Wichtigkeit frühzeitiger und intensiver Blutdruckkontrollen.

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Quellen:
European Society of Cardiology 01
European Society of Cardiology 02
NIP Convention

 

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